Ein Qualitätsmerkmal: Arbeitsorganisation in der Pflege

Wenn die Arbeit gut organisiert ist, geht sie leichter von der Hand – eine Binsenweisheit. Doch gerade in der Pflege ist die Arbeitsorganisation entscheidend. Denn überlastete Mitarbeiter machen Fehler. Von entspannten Pflegerinnen und Pflegern dagegen profitieren Bewohner und Bewohnerinnen im Pflegeheim.

Ziele der Arbeitsorganisation in der Pflege

Zufriedene und motivierte Altenpfleger, die auch noch Zeit für ein persönliches Gespräch haben – von dieser Vision sind die meisten Pflegeheime weit entfernt. Stattdessen hetzt das Personal durch die täglichen Aufgaben. Die gestressten Mitarbeiter sind oft krank oder wechseln die Stelle in der Hoffnung auf bessere Zustände.

Die Arbeitsorganisation in der Pflege hat deshalb folgende Ziele:

  • Entlastung des Personals
  • Verringerung des Krankenstandes und der Fluktuation
  • Mehr Zeit des Personals für die Bewohner
  • Mehr Zufriedenheit bei Personal und Bewohnern
  • Verbesserung von Atmosphäre und Betriebsklima

 

Zufriedene Pflegerin mit betreuter Seniorin
Zufriedene Pflegerin mit betreuter Seniorin | Quelle: Shutterstock

Pflegeorganisationssysteme in Deutschland

Schon in der Ausbildung lernen Pflegeschüler verschiedene Systeme zur Arbeitsorganisation in der Pflege kennen (Quelle 1).

  • Funktionspflege: Eine Pflegekraft ist für eine bestimmte Aufgabe zuständig: Sie macht bei allen Bewohnern die Betten oder misst bei allen Diabetes-Patienten den Blutzucker.
  • Bereichspflege: Eine Pflegekraft ist während ihrer Schicht für eine Gruppe von Patienten und alle dort anfallenden Aufgaben zuständig. Die Bereichspflege kann auch räumlich organisiert sein: Dann ist die Pflegekraft für eine Station oder bestimmte Zimmer verantwortlich.
  • Bezugspflege: Jeder Patient bekommt eine feste Bezugspflegekraft, die seine Pflege von der Aufnahme bis zur Entlassung eigenständig plant und ausführt.
  • Primary Nursing: Eine Sonderform der Bezugspflege: Eine Pflegekraft ist rund um die Uhr für einen Patienten verantwortlich. Dabei wird sie von einer Assistenzpflegekraft unterstützt.

Während das Primary Nursing in den USA entwickelt wurde, wenden Pflegeheime und Krankenhäuser in Deutschland meist Mischformen aus Funktions-, Bereichs- und Bezugspflege an.

Arbeitsorganisation im Pflegeheim auf dem Prüfstand

Einen besonderen Ansatz für die Arbeitsorganisation in der Pflege verfolgt das Beratungsangebot „Abläufe optimieren – Beschäftigte stärken“ der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) (Quelle 2): Es möchte für Einrichtungen der Altenpflege passgenaue Lösungen entwickeln – und zwar für die Pflegekräfte des Hauses genau wie für Bewohner. Starre Abläufe und Rituale sollen auf den Prüfstand gestellt und Arbeitszeiten und Tätigkeiten flexibler gestaltet werden. Das kann zum Beispiel geschehen, indem die Essenszeiten verlängert werden oder die Bewohner abends auf Wunsch später ins Bett gehen dürfen. Die BGW nennt einige Beispiele aus der Praxis, bei denen schon kleine Veränderungen für mehr Zufriedenheit bei der Arbeit gesorgt haben:

  • Telefonanrufe halten das Personal nicht mehr von Pflegetätigkeiten ab, wenn sie während der Hauptpflegezeiten in die Verwaltung umgeleitet werden.
  • Mobile Geräte erlauben den Pflegekräften, die Pflegedokumentation direkt beim Bewohner auszufüllen. Zusätzliche Wege zum PC entfallen.
  • Wenn der Nachtdienst nicht mehr die Aufgaben erledigen muss, die vom Tage übriggeblieben sind, kann er sich besser den Bedürfnissen der Bewohner widmen. Eine Verlängerung des Spätdienstes macht dies zum Beispiel möglich.

Flexibilität bei Pflichtunterweisungen

Auch bei den Pflichtunterweisungen ist es möglich, das Personal zu entlasten. Denn die gesetzlich vorgeschriebenen Schulungen, etwa in Hygiene, Arbeitsschutz oder Brandschutz, müssen sein. Aber feste Termine, zu denen die eh schon stark eingespannten Pflegekräfte im Schulungsraum erscheinen sollen, führen zu Stress und Unzufriedenheit. Die Kurse von webtvcampus dagegen können die Mitarbeitenden ganz nach eigenem Zeitplan auf jedem digitalen Endgerät machen – wann und wo sie wollen.

Mehr Zeit für Menschlichkeit

Die Arbeitsorganisation in der Pflege sollte sich demnach besonders im Pflegeheim nicht nur an einer schnellen und effizienten Erledigung aller Aufgaben orientieren. Pflegekräfte wünschen sich mehr Zeit für einen menschlichen Umgang mit den Bewohnern. Menschen im Pflegeheim verbringen dort ihren Lebensabend und haben durchaus noch Ansprüche an die Gestaltung ihres Tages. Wer ihre Wünsche – Ausschlafen, mal ein Bad am Nachmittag, abends ein Freizeitangebot – berücksichtigt, steigert ihre Zufriedenheit. Und was sich zunächst nach noch mehr Arbeit für das Personal anhört, nimmt laut BGW Belastungsspitzen aus dem Tag, weil zum Beispiel nicht alle Mittagessen gleichzeitig ausgegeben werden müssen. (Quelle 2)

Fazit: Vorteile einer guten Arbeitsorganisation in der Pflege

Eine am Personal und an den Bewohnern orientierte Arbeitsplanung kann die Pflege verbessern: Die Pflegekräfte sind entspannter und machen weniger Fehler. Die Bewohner sind zufriedener, bekommen mehr Zuwendung und sind weniger gelangweilt. Der Krankenstand und die Fluktuation im Personal sinken; das Betriebsklima bessert sich. Damit wird das Haus als Arbeitgeber attraktiver. (sas)

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Quelle 1: Pflegesysteme im Vergleich: Vor- und Nachteile (forum-verlag.com)

Quelle 2: Beratungsangebot „BGW Arbeitsorganisation Pflege“: Abläufe optimieren – Beschäftigte stärken – bgw-online