Blended Learning – die Mischung macht‘s

Reanimieren online üben? Unmöglich. Bei bestimmten Themen kommt die rein digitale Schulung an ihre Grenzen. Blended Learning heißt hier das Zauberwort: Die Theorie gibt’s digital, die Praxis in Präsenz. Wir zeigen, wie Teilnehmer das Beste aus beiden Schulungsformen bekommen.

Blended Learning einfach erklärt

Unter Blended Learning versteht man die Kombination aus verschiedenen Lehrmethoden (Quelle 1). „To blend“ heißt auf Englisch „vermengen, vermischen“. Im Deutschen sagt man statt Blended Learning auch „hybrides Lernen“. Meist geht es dabei um einen Mix aus E-Learning und Unterricht in Präsenz.

Was bedeutet Blended Learning? Ein Beispiel

Herzdruckmassage online üben geht natürlich nicht. Aber alles, was an theoretischem Vorwissen für Reanimation nötig ist, kann ich mir digital aneignen. Um dann in der Präsenzschulung sofort Hand anzulegen. Das ist für Dr. Christian Adam, Intensivmediziner am Petrus-Krankenhaus und Krankenhaus St. Josef in Wuppertal, einer der großen Vorteile des Blended Learnings. Der Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Schmerztherapie im Klinikverbund St. Antonius und St. Josef hat den mit entwickelt, ebenso wie Philipp Schöllgen, Chefarzt des Zentrums für Notfallmedizin des Klinikverbunds. Durch den Einsatz des Online-Kurses bei den internen Schulungen von Ersthelfern und Fachleuten, sagt Dr. Adam, „haben wir eine viel höhere Motivation der Teilnehmer.“ Denn die müssen im Seminarraum nicht erst einen mehrstündigen Powerpoint-Vortrag durchstehen, der ihnen Leitlinien des European Resuscitation Council (ERC) (Quelle 2) erläutert. Den theoretischen Teil haben sie schon erledigt, wenn sie dort erscheinen. Den Online-Kurs können sie am Tablet oder PC absolvieren. Entweder zu Hause an eigenen Geräten oder aber an Computern, die der Arbeitgeber zur Verfügung stellt.

Die Theorie – szenisch dargestellt im Film

Der ERC legt die Abläufe bei einem Notfall genau fest: Was mache ich, wenn ich jemanden leblos vorfinde? Wie organisiere ich Hilfe? Welche Basismaßnahmen muss ich ergreifen? Der WebTV-Kurs zeigt das in kompakten Videokapiteln. Im Vergleich zum Präsenz-Vortrag ließen sich so „die Situationen, mit denen die Teilnehmer zurechtkommen müssen, viel besser visualisieren“, sagt Dr. Adam, der die Szenen zusammen mit seinem Kollegen Phillip Schöllgen entwickelt hat, dem Chefarzt der Notfallmedizin im Klinikverbund. Der spielt auch selbst mit. Außerdem schult er regelmäßig Reanimationsteams im Haus.

Die Praxis – im Team vor Ort trainiert

Wenn die Teilnehmer zu diesen Präsenzschulungen kommen, sind sie dank erfolgreich absolviertem WebTV-Kurs alle auf dem gleichen Informationsstand. „Im praktischen Teil können wir dann ganz andere Schwerpunkte setzen, weil uns mehr Zeit bleibt“, sagt Dr. Adam. Trainiert wird nicht nur die Herzdruckmassage am Simulator, sondern vor allem die Zusammenarbeit im Team: „Wo positioniert man die Geräte, wie werden Anweisungen klar gegeben und entgegengenommen?“ Die Teilnehmer üben Kommandos wie „Weg vom Patienten!“ oder „Keiner berührt das Bett!“. Auch Rückmeldungen wie „Ist erfolgt!“, wenn ein Venenzugang gelegt wurde, sind zum Beispiel wichtig. „Die Abläufe und die Kommunikation muss ich aktiv üben“, sagt Dr. Adam. Das geht nicht alleine vorm Computer. Deshalb ist Blended Learning in Form von digitaler Theorieschulung plus praktischen Übungen vor Ort für ihn die richtige Methode, sowohl Ersthelfer im Basic Life Support (BLS) als auch Notfallteams im Advanced Life Support (ALS) zu unterweisen.

Blended Learning: Vor- und Nachteile verschiedener Lernformen

Als Fazit aus dem Beispiel Reanimation lässt sich ziehen: Blended Learning, also die Mischung aus verschiedenen Lernformen, hat überwiegend Vorteile. Denn diese Methode kombiniert das Beste aus verschiedenen Unterrichtsformen und gleicht deren Nachteile dadurch aus: Mit digitalen Mitteln lässt sich trockene Theorie interessanter gestalten als im Frontalunterricht vor Ort. Teilnehmer können die Online-Anteile der Fortbildung machen, wann und wo es ihnen passt. In der Präsenz können sie dann sofort mit den praktischen Übungen anfangen. Dadurch sind sie deutlich motivierter. Der Umfang der Präsenzschulung reduziert sich und damit sinkt auch der Bedarf an Personal und Räumen, die der Arbeitgeber zur Verfügung stellen muss. (sas)

Quelle 1: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/blended-learning-53492/version-384383
Quelle 2: ERC Guidelines (cprguidelines.eu)

Brandschutz und Brandschutzhelfer

Ein weiteres Beispiel zum Thema Blended Learning bietet der WebTV-Kurs Brandschutzhelfer. Diesen hat u.a. Christoph Hebborn, Brandschutzbeauftragter am Klinikum Leverkusen, mit webtvcampus entwickelt. Im Online-Kurs werden alle theoretischen Inhalte, die der künftigen Brandschutzhelfer wissen muss, vermittelt. So lernen die Teilnehmer zum Beispiel die verschiedenen Arten von Feuerlöschern kennen. Im praktischen Teil üben sie dann, diese richtig einzusetzen. „Durch den WebTV-Kurs haben alle den gleichen Wissensstand.“ Die Mitarbeitenden sind durch den Online-Kurs bereits sehr gut vorbereitet. Beim praktischen Teil werden noch kurz die ortsspezifischen Inhalte vermittelt, um dann direkt mit der praktischen Übung am Feuerlöscher zu starten.

Die DGUV schreibt für die Ausbildung zum Brandschutzhelfer einen theoretischen Teil, einen ortsspezifischen Theorieblock und einen praktischen Teil vor. Die grundlegende Theorie übernimmt der WebTV-Kurs; den kleinen ortsspezifischen Teil sowie die Praxis müssen die Einrichtungen weiterhin in Präsenz schulen. Bei der jährlichen Brandschutzschulung dagegen, die für alle Beschäftigten jährlich verpflichtend ist, kann der Arbeitgeber den WebTV-Kurs mit praktischen Übungen ergänzen, dies ist aber keine Pflicht. Der Online-Kurs zum Thema „Brandschutzhelfer“ kombiniert mit dem ortsspezifischen Teil der Theorie und dem praktischen Teil der Ausbildung, muss alle 3 – 5 Jahre wiederholt werden. In dem Jahr, in dem der Mitarbeiter den umfangreichen Online-Kurs zum Brandschutzhelfer absolviert hat, kann die weniger umfangreiche jährliche Brandschutzschulung entfallen.