Schlau durch die Krise: Matthias Grünewald (UKD) über die Chancen von Online-Unterweisung und Lernplattform für die Gesundheitsbranche
Die aktuelle Corona-Pandemie zeigt, wie wichtig es ist, kurzfristig auf Krisen und Veränderungen reagieren zu können. Auch in der Weiterbildung. Abgesagte Präsenzveranstaltungen in Krankenhäusern, neue Anforderungen an das Wissen der Pflegemitarbeiter – etwa in punkto Hygiene, Schulungsbedarf für große Personengruppen, der schnell erfüllt werden muss: Das alles fordert flexible Lösungen. Von der Ausbildung bis zur Online-Unterweisung kann digitales Lernen ein fester Bestandteil der Bildungsarchitektur werden. Wie schnell das gelingen kann, erzählt Matthias Grünewald, Leiter des Bildungszentrums beim Universitätsklinikum Düsseldorf, bei „webtvcampus: gefragt“.
Erfolgsfaktor Weiterbildung: Corona offenbart die Dringlichkeit von digitalen Lösungen
Vor der Corona-Pandemie wurde ein Großteil des Wissens beim UKD in Präsenzschulungen vermittelt. Vereinzelt fanden auch Online-Unterweisungen statt. Mit Einsetzen der Krise war schnell klar: Mindestabstände und verschärfte Hygieneregeln machen Mitarbeiterunterweisung und Ausbildung in Präsenz unmöglich. Schulungen brauchten all diese Menschen trotzdem – und jetzt erst recht. Das Wissen um das Thema Hygiene beispielsweise stieg an, gleichzeitig mussten die Krankenhäuser in Zeiten von Covid-19 besonders gut mit ihren human resources haushalten.
Eine eigene digitale Lernplattform entstand quasi über Nacht
Ein immenser Aufwand und eine Herausforderung, die digitale Formate über die gesetzlich geforderte Online-Unterweisung hinaus verstärkt auf den Plan riefen. Schnell war klar: Eine Ausrede für die ergänzende Ausweitung des digitalen Schulungsangebots gibt es nicht mehr. Gemeinsam mit der Heinrich-Heine-Universität, die mit dem UKD kooperiert, entwickelte das Universitätsklinikum eine digitale Lernplattform mit einem umfassenden Angebot zur Fort-und Weiterbildung. Ein eigenes Online-Bildungsprogramm entstand im laufenden Betrieb und trotz der erschwerten Bedingungen. Die Interaktion mit den Lernenden war in dieser Zeit wertvoll. Das Feedback? Durchweg positiv.
„Der beste Zeitpunkt für den Ausbau von Online-Unterweisungen? Jetzt!“
„Zusätzlich waren wir froh, dass in unserem Haus bereits ein Learning Management System (LMS) implementiert war, das an zentraler Stelle die Pflichtunterweisungen bündelt. Lerninhalte werden digital abgerufen, Präsenzschulungen verwaltet, Lernerfolge gemessen und dokumentiert. Der digitale Lösungsweg stellt eine konstante Größe bei den Prozessen der Qualitätssicherung dar“, erklärt Grünewald. Insgesamt 12.000 Mitarbeiter haben seit Anfang 2020 beim UKD die Online-Unterweisung in Arbeitsschutz, Brandschutz, Datenschutz und Hygiene abgeschlossen. Grünewald resümiert: „Ohne diese digitale Ergänzung hätten wir den Schulungsgrad der Belegschaft in der Krise nicht aufrechterhalten können.“
In Kliniken ist ein Mix aus Digitalität und Präsenz gefragt
Und nun, drei Monate später? Kleine Schulungen finden wieder in Trainings face to face statt. Allerdings ist die Präsenzschulung weiterhin schwierig. Wo die Fachbereiche vorher 12 Mitarbeiter schulen konnten, sind jetzt nur noch Gruppen von 3 Personen erlaubt. Kliniken und Pflegeeinrichtungen brauchen ein abwechslungsreiches Unterweisungskonzept, das die Online-Unterweisung und die Präsenzschulung gleichermaßen beinhaltet. Das Lernen am Menschen wird im medizinischen Sektor immer eine Rolle spielen und bleibt in vielen Bereichen der Pflege unerlässlich. Aber die Widerstände sind überwunden, denn die Krise hat die Vorteile für alle Beteiligten offensichtlich gemacht. Grünewald ist überzeugt: „Online-Lernen wird bleiben.“ Die Geschwindigkeit, mit der die digitale Ausweitung der betrieblichen Unterweisung auf andere Bereiche plötzlich möglich war, ist enorm. Vielleicht kann man diesen Prozess als eine Art „Corona-Lerneffekt“ bezeichnen.
Über webtvcampus: gefragt
Bei „webtvcampus: gefragt“ kommen Experten aus der Gesundheitsbrache zu gesellschaftlich relevanten Themen der Klinik- und Pflegeszene zu Wort. Immer mit dabei: der grüne Sessel. Möchten Sie Platz nehmen? Wenden Sie sich an Sarah Heibel.