Und wie schulen Sie Gewaltprävention?

„Wir müssen das Thema aus der Tabuzone herausholen.“ Marie Blechschmidt, Präventionsbeauftragte der Caritas Speyer, spricht im Interview mit webtvcampus über sexualisierte und andere Gewalt in kirchlichen Einrichtungen.

Hintergrund ist die „Rahmenordnung Prävention gegen sexualisierte Gewalt an Minderjährigen und hilfebedürftigen Erwachsenen“, mit der die Deutsche Bischofskonferenz seit 2019 allen katholischen Arbeitgebern vorschreibt, ihre Beschäftigten in Gewaltprävention zu schulen.

Was ist Gewaltprävention?

Per Definition besteht Gewaltprävention aus vorbeugenden Maßnahmen, um keine Gewalt aufkommen zu lassen. Marie Blechschmidt hat dabei nicht nur die Gewalt gegenüber Schutzbefohlenen im Blick, sondern auch die gegenüber den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Sexualisierte Gewalt gebe es überall, „das betrifft alle Bereiche, alle Unternehmen, alle gesellschaftlichen Schichten“. Und das fange bei der scheinbar harmlosen Berührung an, die vom Gegenüber nicht gewünscht wird. „Da dürfen wir drüber reden“, findet sie, und: „Grenzen sind nicht verhandelbar.“

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Gewaltprävention: Methoden zur Vorbeugung

Die eigenen Grenzen deutlich machen, das lernen Mitarbeitende im WebTV-Kurs„Prävention von Gewalt am Arbeitsplatz“, mit der die Caritas Speyer jetzt ihre Belegschaft nach den Vorgaben der Deutschen Bischofskonferenz schult. „Schutzbefohlene genau wie Mitarbeiter sprachfähig machen, das ist ein ganz großes Ziel“, sagt Marie Blechschmidt.

Eine weitere Methode zur Prävention von Gewalt ist es, Täterstrategien zu erkennen. Gerade dort, wo Hilfebedürftige ein besonderes Schutz- und Vertrauensverhältnis genießen, werden Täter aktiv. Sie planen ihre Übergriffe von langer Hand und suchen sich gezielt Tätigkeiten im medizinischen, therapeutischen, pädagogischen und seelsorgerischen Umfeld. Auch hierauf geht der Kurs ein. Wichtig ist, dass alle Beschäftigten ihr eigenes Verhalten beobachten, hinterfragen und ändern. Dann können sich Täter nicht hinter ihnen verstecken.

Prävention von Gewalt am Arbeitsplatz

Gewaltprävention ist also gerade in medizinischen und pädagogischen Einrichtungen wichtig. Gewalt hat verschiedene Gesichter, sie kann körperlich oder psychisch sein. Täter sind den Opfern oft körperlich überlegen oder können andere gut manipulieren. Männer genau wie Frauen können Gewalt ausüben, aber 90 Prozent der sexualisierten Gewalt geht von Männern aus. „Ein Berufsrisiko darf sexualisierte Gewalt überhaupt nicht sein“, sagt Marie Blechschmidt, „da haben wir eine absolute Null-Toleranz-Grenze. Es darf niemand in diese Situation kommen, dass man sich bedrängt und belästigt fühlt. Und es gibt da auch keine Entschuldigung für!“

Die Online-Qualifizierung „Prävention von Gewalt am Arbeitsplatz“ hat webtvcampus zusammen mit der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria in Köln und der St. Franziskus-Stiftung in Münster entwickelt. Sie setzt die Vorgaben der Deutschen Bischofskonferenz um und dient dem Schutz von Beschäftigten, Patienten und Bewohnern kirchlicher Einrichtungen.

Über webtvcampus: gefragt

Bei „webtvcampus: gefragt“ kommen Experten aus der Gesundheitsbrache zu gesellschaftlich relevanten Themen der Klinik- und Pflegeszene zu Wort. Immer mit dabei: der grüne Sessel. Möchten Sie Platz nehmen? Wenden Sie sich an Sarah Heibel.