Deeskalationstechniken: So entschärfen Sie die Situation

Wo Menschen aufeinandertreffen, kann es zu Konflikten kommen. Damit diese nicht in Gewalt enden, sind Deeskalationstechniken wichtig. Gerade in der Pflege von Menschen mit Demenz müssen Mitarbeitende wissen, wie sie mit herausforderndem Verhalten umgehen können.

Deeskalation – Definition

Laut Duden ist die Deeskalation die stufenweise Verringerung eingesetzter (militärischer) Mittel; im Gegensatz zur Eskalation, die als allmähliche Steigerung oder Verschärfung der Mittel definiert wird. Als zweite Bedeutung für Eskalation kommt die unkontrollierte Ausweitung und Verschärfung eines Konfliktes hinzu. Der Begriff kommt aus der Militärsprache und geht auf das französische Verb „escalader“ für „aufsteigen“ zurück. In der Psychologie werden unter Deeskalation alle Maßnahmen gefasst, die eine Ausweitung oder Verschärfung eines Konfliktes verhindern sollen.

Deeskalationstechniken in der Pflege

Das Ziel von Deeskalation ist es, Gewalt zu verhindern. Physische und psychische Gewalt von Pflegenden gegenüber Patienten sollte es ebenso wenig geben wie den umgekehrten Fall – Gewalt gegenüber dem Pflegepersonal.
Das sieht sich jedoch bei bestimmten Patientengruppen – Drogenabhängigen, Menschen mit Psychosen oder Menschen mit einer frontotemporalen Demenz – häufig mit Aggressionen konfrontiert. Wichtig ist deshalb, dass Mitarbeitende in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder psychiatrischen Einrichtungen wissen, wie sie sich schützen können.

Was sind also Deeskalationstechniken?

Um eine angespannte Situation zu entschärfen, gibt es verschiedene Techniken:

  • Ruhe bewahren.
  • Den Patienten ernst nehmen. Seine Gefühle und Bedürfnisse anerkennen.
  • Den Patienten nicht in die Enge treiben, sondern ihm einen Rückzugsort bieten.
  • Keine bedrohlichen Gesten benutzen, sondern defensive Körpersprache.
  • Die Patienten mit Namen ansprechen und aus ihrer Erregung holen: „Hallo, Frau Schmidt!“ oder „Stopp, Herr Schuster!“
  • Ablenken, in ein anderes Zimmer oder in den Garten bringen.

Auf demenzwiki.ch heißt es: „Wichtig ist, dass Aggressivität und eventuell damit einhergehende Beleidigungen oder Beschimpfungen nicht persönlich genommen werden. Man sollte sich bewusst machen, dass sie ein Ausdruck der momentanen Notlage des Menschen sind.“ Dieses Wissen hilft dabei, selbst ruhig zu bleiben.

Deeskalierende Gesprächsführung

Eine der wichtigsten Deeskalationstechniken ist die verbale Deeskalation. Die Art, wie wir miteinander reden, kann Konflikte anheizen oder auch entschärfen. Eine laute Stimme, eine bedrohliche Intonation oder unterschwellige Aggressivität können den Konflikt eskalieren lassen. Umgekehrt wirkt eine ruhige und freundliche Sprechweise deeskalierend. Weitere Mittel der deeskalierenden Kommunikation:

  • Paraphrasierung: Das Gesagte des Bewohners mit eigenen Worten wiederholen, um es besser zu verstehen – so fühlt sich das Gegenüber ernst genommen.
  • Ich-Botschaften: „Ich merke, dass …“ oder „Ich empfinde, dass …“
  • Anerkennung: Die Meinung und Sichtweise des Gegenübers anerkennen – „Ich verstehe Sie“, „Ich kann das nachvollziehen“.

Andererseits sind bestimmte Ausdrucksweisen kontraproduktiv: Auf Zurechtweisen, Warnen, Moralisieren oder Belächeln besser verzichten.

Gelingt es nicht, auf verbale Weise die Spannung zu lösen, sind weitere Deeskalationstechniken gefragt, um die eigene Sicherheit, die der anderen Patienten und auch des aufgebrachten Menschen zu gewährleisten:

  • Jemanden dazu holen.
  • Gefährliche Gegenstände aus der Nähe des Patienten entfernen.
  • Andere Patienten in Sicherheit bringen.
  • Sich selbst in Sicherheit bringen.

Körperliche Interventionen sind nur im äußersten Notfall erlaubt, wenn der Patient Gewalt ausübt oder unmittelbar und glaubhaft Gewalt androht.

 

Deeskalation – Stufenmodell

Der Psychologe Friedrich Glasl hat in den 1980er Jahren ein Stufenmodell der Eskalation entwickelt und den verschiedenen Eskalationsstufen bestimmte Formen von Deeskalationsmaßnahmen zugeordnet. Das geht von der Moderation auf der ersten Stufe über Prozessbegleitung und Mediation bis zu Schiedsverfahren und schließlich den Machteingriff, wenn eine höhere Instanz autoritär entscheiden muss. Mittlerweile sind im Konfliktmanagement der Pflege weitere Modelle entstanden, die mit Deeskalationsstufen arbeiten. Bei allen Variationen haben sie oft eine Gemeinsamkeit: Auf der ersten Stufe gilt es, Aggressionen gar nicht erst aufkommen zu lassen – indem zum Beispiel für ausreichend Beschäftigung der Patienten gesorgt wird.

Das Personal in Pflegeeinrichtungen sollte wissen, wie es gefährliche Situationen vermeiden und händeln kann. Deeskalationstechniken sind wichtig für die Gewaltprävention und den Arbeitsschutz in der Pflege. (sas)