Sturzrisikofaktoren und Maßnahmen zur Sturzprophylaxe

Wer pflegebedürftig ist, sollte nicht auch noch stürzen. Deshalb müssen Pflegekräfte gut über Sturzrisikofaktoren Bescheid wissen und Maßnahmen zur Sturzprophylaxe kennen. Dabei hilft ihnen unser Kurs zum „Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege“.

Stürze können schwerwiegende Folgen haben – für den Einzelnen, aber auch für die Einrichtung und das Gesundheitssystem. So werden Patientinnen und Patienten nach einer Hüftfraktur nur selten wieder so selbstständig wie zuvor. (Quelle 1) Manche werden nach einem Sturz überhaupt erst pflegebedürftig, oder sie brauchen mehr Pflege als vorher. Stürze während eines Krankenhausaufenthaltes führen dazu, dass die Patienten länger bleiben müssen.

Sturzrisikofaktoren in der Pflege

Menschen, die Pflege brauchen – ob nun akut oder langfristig – haben ein erhöhtes Risiko zu fallen. Krankheiten schwächen, Medikamente machen benommen, Muskeln bauen ab. Zahlen belegen das: Das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) hat Studien ausgewertet, wonach drei bis vier Prozent der Erwachsenen in der akutstationären Versorgung mindestens einmal während ihres Aufenthaltes stürzen (Quelle 1). In Pflegeheimen stürzen laut Bundesgesundheitsministerium pro Jahr 50 von 100 Menschen. Von denen, die zu Hause leben, sind es nur 30 von 100. (Quelle 2) Umso wichtiger ist es für Pflegeeinrichtungen und Kliniken, Sturzprophylaxe zu betreiben.

Umgebungsbedingte Sturzrisikofaktoren

Dazu gehört es, die Risiken für Patienten zu identifizieren. Man kann zwischen umgebungsbedingten und personenbedingten Sturzrisikofaktoren unterscheiden. Zu den äußeren, also umgebungsbedingten Risiken gehören:

  • Verwendung von Hilfsmitteln: falsch eingestellte oder schlecht gewartete Rollatoren und Gehstützen.
  • Medikamente: Beruhigungsmittel, Schlafmittel, Mittel gegen Herzrhythmusstörungen.
  • Gefahren in der Umgebung: zum Beispiel schlechte Beleuchtung, glatte Böden, Stolperfallen.

Personenbedingte Sturzrisikofaktoren

Noch umfangreicher ist die Liste der möglichen personenbedingten Sturzrisikofaktoren:

  • Erkrankungen, die zu kurzzeitiger Ohnmacht führen, wie Unterzuckerung, Herzrhythmusstörungen oder Epilepsie.
  • Funktionsbeeinträchtigungen wie Gleichgewichtsprobleme oder Gangunsicherheiten. Dazu Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson oder Arthritis, die zu veränderter Mobilität führen.
  • Sehstörungen durch eingeschränktes Gesichtsfeld, reduzierte Sehschärfe oder unpassende Brillen.
  • Beeinträchtigung der Kognition und Stimmung: Demenz, Depression und Delir.
  • Ausscheidungsverhalten: Probleme mit dem Toilettengang, nächtliches Wasserlassen.

Altersbedingtes Sturzrisiko

Der Expertenstandard weist auch darauf hin, dass sich das Sturzrisiko mit zunehmendem Alter erhöht, weil die Fähigkeiten, ihn zu verhindern, abnehmen: Altersbedingt können Menschen schlechter die Balance halten und weniger schnell reagieren, um einen Sturz abzufangen.

Angst vor Stürzen

Auch die Angst vor Stürzen kann zum Sturzrisikofaktor werden. Wenn sie einmal gefallen sind, entwickeln Menschen oft Angst vor weiteren Stürzen. Sie trauen sich weniger zu und bewegen sich weniger, so dass die Mobilität abnimmt. Die Angst kann dazu führen, dass sie das Haus nicht mehr verlassen und in soziale Isolation kommen.

Maßnahmen zur Sturzprophylaxe

Aufgabe der Pflegekräfte ist es, die Sturzrisiken eines Patienten oder Bewohners zu ermitteln, um dann geeignete Maßnahmen der Sturzprophylaxe ergreifen zu können. Sie müssen die Patienten und ihre Angehörigen über das festgestellte Sturzrisiko informieren und zur Vermeidung von Stürzen beraten. Die individuellen Maßnahmen zur Sturzprophylaxe planen sie gemeinsam mit anderen an der Betreuung beteiligten Berufsgruppen – Ärztinnen zum Beispiel oder Physiotherapeuten. Und sie sorgen dafür, dass die Umgebung angepasst oder geeignete Hilfsmittel eingesetzt werden. (Quelle 3)

Im Einzelnen können Maßnahmen zur Sturzprophylaxe daraus bestehen, dem Pflegebedürftigen geeignete Schuhe zu besorgen – feste Pantoffeln zum Beispiel statt lockerer Schlappen. Das Zimmer sollte entsprechend eingerichtet sein, nicht zu vollgestellt, aber doch mit Möbeln, die Halt geben können. Die Muskulatur kann gestärkt und das Gleichgewicht durch Übungen trainiert werden. Wichtig ist es auch, die Medikation zu überprüfen. (sas)

Wie sie die Sturzrisikofaktoren ermitteln und entsprechende Maßnahmen zur Sturzprophylaxe umsetzen, lernen Pflegekräfte im WebTV-Kurs „Expertenstandard Kursprophylaxe in der Pflege“.

 

Quelle 1: https://webtvcampus.de

Quelle 2: https://gesund.bund.de/stuerze-aeltere-menschen#ursachen

Quelle 3: Sturz_2Akt_Auszug.pdf (dnqp.de)